Bertone – Pioniere des Autodesigns von Roger Gloor
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Tipps aus der Van-Bibliothek: Neulich las ich eine Hommage an den Transporter zum 75. Jubiläum seines Stapellaufs. Darin logischerweise eine Passage über den T3 und seine kantige Gesamtform, die an das Design der Karosseriemacher Bertone erinnere. Grund genug sich einmal mit der Geschichte der italienischen Designschmiede auseinanderzusetzen und nach Spuren der Verbindung zum Wolfburger Konzern zu suchen. Bestens dafür geeignet das Buch “Bertone – Pioniere des Autodesigns” von Roger Gloor. Auf über 300 Seiten enthält das Werk aus dem Georg Olms Verlag nicht nur Informationen zur Gründungshistorie, sondern auch eine Aufführung aller 320 bei Bertone entstandenen PKW-Modelle und -Modellvarianten inkl. Bildmaterial. Turin als Schmelztiegel der Karosserie-Designstudios Italiens brachte neben Bertone auch Ghia hervor, die mit dem Karosseriebauer Karmann den legendären Karmann-Ghia ins mobile Leben riefen. Legendär, ja gar ikonisch kann Bertone allerdings mehr als 100 Jahre lang. Die “Carozzeria” 1912 von dem Stellmacher Giovanni Bertone gegründet und ab 1934 durch dessen Sohn Giuseppe mitgeführt entwickelte sich die einstige Karosseriewerkstatt zu einem der weltweit führenden Designbüros für Automobile mit vielen nahhaften Designern in den Reihen. An den Zeichenbrettern von u.a. Franco Scaglione, Marcello Gandini, Marc Deschamps und Giorgetto Giugiaro entstanden zeitlose Klassiker für 40 bekannte Automarken wie Fiat, Lancia, Ferrari, Maserati, Alfa Romeo, BMW, aber vor allem für Lamborghini. Einzelstücke auf der Basis renommierter Labels wie Porsche oder Jaguar verliessen als Auftragsarbeiten ebenso das Haus wie einige gewagte Studien und gewöhnungsbedürftig anmutende Concept Cars. Giugiaro, 1960-1965 Chefdesigner bei Bertone, wagte sich 1967 mit dem Designstudio Italdesign (2010 von VW über die Audi-Tochter übernommen) in die Selbstständigkeit. Der Bertone-Jünger war in den 70er Jahren sehr gefragt und erneuerte zusammen mit dem Wolfsburger Autokonzern dessen Modellpalette. Als erstes Resultat wurde im Mai 1973 der Passat vorgestellt, dem sich 1974 der Scirocco und der Golf anschlossen. Bei Bertone wurde indes der Audi 50 entwickelt, der nach dem Gleichteileprinzip auch als Polo debüttierte, und denen die Hausdesigner von VW mithilfe der durch Italdesign vorgeschlagenen Lösungen zu einem markentypischen Gesicht verhalfen. Italienischer Einfluss der sich sehen lassen konnte also auch die Brot- und Buttermodelle der Wolfsburger betreffend. Solche lesenwerten Fakten finden sich im Buch des Georg Olms Verlags wieder – aber dieses Werk bietet so viel mehr. Es ist eine wahre Offenbarung sich von Seite zu Seite zu bewegen. Sich diesem wunderschönen Design, der ikonischen Linienführung aus dem Haus Bertone hinzugeben und bei einigen Produkten durchaus länger zu verweilen. Interessant auch die Schöpfungen aus dem Van-Bereich. So könnten der Bertone Genesis und der Fiat Visitors Bus fast als Designstudien für den T3 herhalten. Unglaublich cool auch der Bertone-Buggy auf der Basis eines Simca 1200 S. Ach, man könnte noch soviel aus diesem Buch herausziehen, aber das würde den Rahmen der Rezension deutlich übersteigen. Festzuhalten bleibt, um auf die eingangs getätigten Ziate der Hommage zurückzukommen, dass bei Bertone kantige Formen zwar eine Rolle gespielt haben, sie aber nur eine Spielart von sehr vielen waren, die diese Pioniere für sich und die Schönheit der damaligen Welt der Automobile genutzt haben. Sehr lesenswert und ein Muss in jeder Autoenthusiasten-Sammlung. Oh tu bella Italia e rispetto alla Carrozzeria Bertone!
Hinweis: Enthält Werbung/Markennennungen. Gutes Zeug verdient Erwähnung!
Herausgeber: Georg Olms Verlag
Erscheinungstermin: 1. August 2020
Auflage: 2020
Sprache: Deutsch
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 324 Seiten
ISBN-10: 3487086328
ISBN-13: 978-3758202384
Abmessungen: 21.7 x 3.1 x 30.5 cm
Preis: 88,-€