Der letzte Ritt führt ins Paradies – Das VW Bustreffen in Wietzendorf

“3,2,1 und Yeahhhhh”, so hallt es im Innenraum des Bullis, als wir das Schild vom Südsee-Camp erblicken. Die 364 Tage warmgehaltene Vorfreude bricht nun beim grossen Saison-Abschluss-Finale aus ihrer dünnen Schale.
Einen Tag vor dieser Szene bestimmt jedoch die übliche “Hab-ich-denn-jetzt-auch-alles?”-Hektik den Tag. Es werden Listen gecheckt, Dokumente gesucht und Tetris am Fahrzeug gespielt. Drei Erwachsene, zwei Kinder wollen vor Ort mobil sein, ernährt, bespasst und vernünftig gekleidet sein. Gut, Oma packt ihren Koffer noch allein, aber der Rest obliegt dann wohl Bine und mir – Ein schweisstreibender Morgen vor der Abfahrt, aber irgendwie auch schon Kult vor diesem so lang herbeigesehnten Wochenende in der Lüneburger Heide. Mehr geht dann auch wirklich nicht rein, als wir gegen 14:00 Uhr unser Vehikel auf die A7 bringen. Die Fahrt verläuft ruhig und nahezu staufrei. Zum Glück befindet sich Wietzendorf nur 199 Kilometer und somit 2,5 Stunden T3-JX-Fahrzeit von Göttingen entfernt. Ehe die Laune und die Blase kippt erreichen wir das Ziel der Ziele. Mein persönliches Sto’Vo’Kor, mein Walhall, ja mein Paradies, weil Familie und Hobby so wunderbar vereint. Das alljährlich grösste VW-Bustreffen Deutschlands findet auf dem 5-Sterne-Campingplatz “Südsee-Camp” statt und ist seit mittlerweile acht Jahren die Konstante in unseren gemeinsamen “Bus-Reisen”. Anders als auf anderen Treffen bewohnen wir hier immer ein Schwedenhaus im sogenannten Sommarby-Dorf des Camps. Eine Annehmlichkeit, welche man sich an diesem letzten und fast immer kühlem Sommer-Wochenende einfach mal gönnen kann. Den Schlagbaum passiert, heisst es eine Runde durch das Areal der Pilzwiese. Die Pilzwiese ist Standplatz von Patty, meinem alten Kumpan aus etlichen Bulli-Episoden. Auch Anne und Kevin aus Gifhorn sind bereits mit ihrem braunen Joker vor Ort und heissen uns willkommen. Eben die kleine IG-Bulli, die man immer gern um sich hat. Auch wir wollen uns einrichten und beziehen schnell unser gemütliches Holz-Häuschen. Viel geht an diesem Abend nicht mehr aber ein paar ruhige und friedliche Stunden mit der Familie sind schon Erfüllung pur.

Der Freitag beginnt natrürlich mit einem gemütlichem Frühstück und dem anschließenden Besuch im campeigenen Badeparadies. Abtauchen, durchrutschen, entgegenschwimmen, beblubbern lassen oder kurz gesagt: einfach nur

Spaß haben. Die Macher dieser Freizeitwelt haben in unseren Augen alles richtig gemacht. Mich zieht es nach dieser Erfrischung dennoch wieder zu den Busfahrern. Alte Bekannte begrüssen und neue Fans des Gefährts kennenlernen macht unheimlich Laune. Viel Neues gibt es allerdings nicht zu entdecken und der Platz scheint auch nicht so gut gefüllt wie die Vorjahre. Egal, es reicht für einen ausgiebigen Bummel durch die Welt der VW-Bus-Verrückten – Meiner Welt! Das traditionelle AYCE Spare-Ribs-Essen im Bootsmann, der Gäststätte der Sommarby Siedlung, bringt unsere Mägen wieder einmal an ihre Grenzen. Ich habe meine neunjährige Tochter noch nie soviel essen sehen. Beeindruckend was so ein zartes Menschlein verdrücken kann. Auch hier scheinen die 364 Tage Vorfreude gewirkt zu haben. Zurück im Haus wir gebastelt, Scharade gespielt und Oma die Annhemlichkeiten eines Smartphones erklärt. Ja, ich mag das Familienleben sehr! Als wir dann gegen 22:15 Uhr den völlig aufgedrehten Nachwuchs in die Waagerechte gebracht haben und unsere “Bulli-Familie” da draussen besuchen wollen, sind die Scheiben ihrer mobilen Herbergen schon von Innen beschlagen. Hier hat wohl der Heide-Sandmann ganze Arbeit geleistet. Vielleicht auch besser so, denn der Samstag wartet ja auch noch auf uns.

Die Sonne blinzelt an diesem Samstag durch das Rollo unseres Schlafzimmers. Heute Vormittag ist Adventure-Golf angesagt. 17 toll angelegte Bahnen mit Wassergräben, Flößen und Unterführungen versprechen einen hohen Unterhaltungswert. Wirklich unterhaltsam aber auch irgendwie traurig ist die Tatsache, wie Kinder mit Rückschlägen und Niederlagen umgehen. Als ich vor Vaterfrust wegen Spielverweigerung meines Kindes lauthals rufe “Hier lernt man eben fürs ganze Leben, mein Junge!”, ernte ich zustimmende Blicke weiterer Eltern, die Ihren Nachwuchs auf diesen Bespassungsparcours begleiten. Auch das ist eben Familienleben!
Für mich heisst es im Anschluss nochmal durch die Händlermeile. Ich treffe auf Franklin DeCosta. Den hessischen Luftfahrwerk-Guru und Power-T3-Pritschen-Fahrer kenne ich schon vom Treffen aus Dransfeld, bewundere hier in Wietzendorf aber die Kleidungsstücke seines Labels “2 lefthandcrew”. Ein echt kultiger Typ, der mich um ein ebenso kultiges Shirt bereichert. Am Abend wollen wir dem allgemeinen Grillgeruch des Platzes neuen Stoff geben und braten uns Leckeres über heisser Glut. Wie hiess es doch so schön in der After Eight Werbung: “Some things never change”. Als die Sonne sich verabschiedet schmücken die Kinder den Bulli noch fleissig mit Leuchtstäben. Ein wunderbares Kunstwerk besonders aus dem Auge eines Vaters. Hach ja, nach dem Tief folgt immer ein Hoch! Heute erwischt dann uns die Müdigkeit eiskalt und wir stornieren die Verabredungen, die wir am Nachmittag noch getroffen hatten. Schade, aber wenn der Körper danach verlangt sollte man manchmal auch einfach nur nachgeben.

Die zeitige Bettruhe tat Not, denn heute soll es zum Abschluss noch in den Heide-Park gehen. Warum weiter ausruhen, wenn der Sonntag noch so frisch vor einem liegt?! Die Ghostbusters und Drachenzähmer warten auf uns. Schnell ist alles im Backstein verstaut und Bruno rasselt ein letztes Mal für dieses Jahr zum Reisezweck über geteerten Untergrund. Wir fahren grüssend durch die ebenfalls im Aufbruch befindlichen Bullifans. Schön war es und ab Morgen darf ja dann wieder die Vorfreude auf 2018 beginnen. Wietzendorf, ich mag Dich, brauch aber erstmal ne Tüte Schlaf!

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