Premieren im Harz – Futtern mit Freunden und Füchsen in Braunlage
Wenn man nach Monaten der Abstinenz endlich mit dem Bulli in die Freiheit darf, dann ist das schon was ganz besonderes. Noch außergewöhnlicher ist es diesen Anflug von Freiheit mit Freunden zu genießen, die man schon vor dem Ausnahmezustand sehr lange nicht gesehen hat. So geschehen am Pfingstwochenende in der 560 m ü. NHN gelegenen Harzgemeinde Braunlage und ihrer äußerst attraktiven, wilden und naturreichen Peripherie.
Ich habe diesen Tag nahezu herbeigesehnt nachdem alles andere im Vorfeld gestrichen worden war. Bis zuletzt hatten wir gebangt ob unser kleines, schon Mitte 2019 geplantes Treffen im Harz stattfinden würde. Und dann die nötigen Lockerungen. Eine echte Punktlandung und man meinte fast das Aufatmen in der WhatsApp-Gruppe hören zu können. Nun denn, ran ans Planungswerk! Neben den üblichen Packereien für das Wochenende haben wir uns überlegt, dem üblichen Holzkohle-Grill einmal im Keller verweilen zu lassen um etwas Neues auszuprobieren. Ein Cobb-Grill Permier+, sowie eine MooVita Grillplatte sollten neben dem Omina Backofen unsere “Küchengeräte” für diese Tour sein. Ein Feinschmeckerwochenende war als Motto geboren und so wurden sämtliche Zutaten für die geplanten Gerichte auf dieses Vorhaben abgestimmt, abgepackt und sorfältig verstaut. Bruno selbst hatte mit seinen runderneuerten Reifen von King-Meiler und den schwarzgepulverten Alufelgen der WWO aus Alfeld auch eine Premiere zu
bieten und so ging es los an diesem Freitag mit allerei Neuem und jeder Menge freiheitsbedingten Neugierde.
Durch die Berglandschaft des Harzes zu fahren ist ja immer Genuß pur, auch wenn mir der Bulli bei den Höhenmetern ganz schön leid tut. Doch er macht das wie erwartet gut, denn mein mantramäßiges Zuflüstern: “Dafür wurdest Du ja auch gebaut mein Junge!” kann nur zu Höchstleistungen antreiben. Wir schlängeln uns durch Täler, vorbei am Oderstausee und bleiben dann fast am letzten Anstieg nach Braunlage hängen. Die Gangschaltung von Bruno ist halt etwas eigenwillig und so wirke ich wohl beim Versuch nicht gänzlich stehenzubleiben wie ein Kantinenkoch der krampfhaft seine Suppe daran hindern will anzubrennen. Geschafft, wir sind oben. 560 m ü. NHN erreichen wir unser Ziel den Campingplatz Braunlage. Noch vor der Bergstadt inmitten der Natur gelegen, treffen wir beim Einchecken auch gleich auf unsere Freunde aus Gifhorn. Gutes Timing, wenn jetzt auch noch
der Platz stimmt, kann der Start in die Saison endlich beginnen.
Es passt, unser Camp liegt direkt am Brunnenbach, der sich unterhalb des Platzes durch das Tal schlängelt und in unmittelbarer Nähe zu einem Forellenteich, der für unsere einjährige Tochter Ida jede Menge Kaulquappen zum Beobachten offenbart. Das Wetter um die 15 Grad ist okay und wir können mit dem Aufbau beginnen. Schnell findet sich auch der Rest der Truppe aus Göttingen und Hamburg ein. Man hat sich viel zu erzählen und kann sich wegen der Abstandsregeln dann doch nicht so herzen wir man das gerne täte. Aber das ist in Ordnung, denn sonst stimmt ja alles. Während Bine im Omnia ein “Knoblauch-Käse-Kräuter-Brot” zubereitet kümmere ich mich mit den anderen Jungs um das
Tonnenfeuer, denn je später der Abend, desto kühler wird es hier oben. Um uns herum werden nun auch langsam die Holzkohle-Grills gezündet. Wir bauen indes den Cobb-Grill auf, der auch gleich Bestnoten in Sachen Design von unseren Freunden
bekommt. Heute legen wir klassiches Grillgut auf die Platte des Cobb und braten uns auf dem Gasbrenner ein paar Rosmarinkartoffeln in der Pfanne. Langsam anfangen heisst die Devise. Das Fleisch vom Cobb-Grill belibt mega saftig und die Brandings sehen perfekt aus. Lediglich das Würstchen für Ida braucht ein wenig länger um braun zu werden. Pappsatt! Und zwar so sehr, daß wir den geplanten Nachtisch auf der Moovita-Platte canceln müssen. Noch ein wenig am Feuer sitzen und die Erlebnisse der letzten Monate austauschen, dann geht es ab in den Bus. Leider ist es mittlerweile so kalt geworden, daß das Einschlafen recht schwer fällt. Fünf Grad Celsius braucht man Ende Mai dann wirklich nicht.
Am Morgen lassen die ersten Sonnenstrahlen den Bus knacken. Jetzt wird es auch uns wieder wärmer aber Ida möchte nicht mehr schlafen. Macht nichts, denn heute wollen wir die Gegend ein wenig erkunden. Doch irgendwas ist hier Draußen passiert. Der Müll ist über den gesamten Platz verteilt und Tierpfotenabdrücke sind auf unserem Tisch zu sehen. Ich tippe mal auf Waschbären, da man uns vor denen zumindest in Clausthal-Zellerfeld schon mal gewarnt hat. Eine Nachfrage bei der Rezeption lässt aber den “Hausfuchs” vermuten, welcher das Camp regelmäßig unsicher macht und nicht gefüttert werden soll. Ist abgespeichert, aber futtern wäre schon was feines. Ein englisches Frühstück auf der MooVita Platte lässt den Kummer der letzten
Nacht schnell verfliegen. Ein echtes Highlight auch für unsere Freunde, die Baked Beans, Berner Grillwürstl, Rührei und Cherry-Tomaten mit aus der Pfanne löffeln können. Klasse!
Nun aber los und ab durch den Wald. Die hohen Fichten im Harz sind schon beeindruckend, auch wenn viele von Ihnen ihr Grün verloren haben. Die Trockenheit, die Borkenkäfer und die Hitze über die letzten Jahre macht den Bäumen sehr zu schaffen. Man muss wissen, daß Fichten eigentlich im Harz erst ab einer Höhe von etwa 800 Meter wachsen, weil sie es eher kalt und feucht mögen. Unterhalb dieser Grenze dominierten ursprünglich einmal Laubbäume diese Region. Doch als im Harz der Bergbau boomte, wurden die Wälder zum Holzgewinn gerodet und mit dem schnell wachsenden Fichten wieder aufgeforstet. Dass die Fichten-Monokulturen im Harz nun sterben kommt zwar schneller als erwartet aber nicht überraschend. Es ist eben nur diese Baumart die stirbt und Platz für Neue macht, die mit den veränderten Bedingungen besser klar kommen. Sieht also
schlimmer aus als es am Ende ist. Die Natur ist schon beeidruckend hier oben, besonders als sich am Ende des Waldwegs eine riesige Bergwiese vor uns auftut. Ida verschläft in ihrem Kinderwagen diesen wunderbaren Anblick des naturbelassenen Blumenmeers am Hasselkopf, einer etwa 620 m ü. NHN hohen Erhebung. Die sogenannten Hasselkopfwiesen laden regelrecht ein und wir folgen noch eine Weile den weichen, eingetretenen Pfaden. Der Anblick von Wild-Stiefermütterchen, Bärwurz, Margeriten, Schlangen-Knöterich und fleissigen Waldmistkäfern bei bestem Wetter tut unserer Home-Office-Seele wirklich gut.
Zurück am Van heisst es erneut Vorbereitungen für die nächsten Gaumenfreuden treffen. Ein “Russicher Zupfkuchen” im Omina wird vorbereitet und punktlich zum Kaffeetrinken an alle verteilt. Ein echtes Leckerlie und für so manchen Camper
eher ungewöhnlich, weil eben auf dem Herd ohne große Mühen selbstgemacht. Auch das Abendessen nimmt so langsam Fahrt auf. Heute soll die MooVita-Platte auf dem Cobb-Grill uns bei der Zubereitung eines mediterranen Mahls behelflich sein. Schweinefilet,
Ofengemüse, Gnoccis, Krabben und Ofenkäse lassen nun wirklich keine Wünsche mehr offen. Den Möglichkeiten des Kochens scheinen nun auch beim Campen keine Grenzen mehr gesetzt zu sein. Eine echte Abwechslung zum Einheitsgrillen!
Der Abend geht noch ein wenig länger, denn die mitgebrachten Getränke sollen auf der Rückfahrt morgen früh den Vans nicht mehr auf der Achse liegen. Wir tun was wir können, werden allerdings durch das Verschwinden einer Mülltüte und dem Rascheln derselbigen jäh unterbrochen. Wir alle
folgen der Audiospur, wie bei einer Geisterjagd und da steht er auf einmal vor uns. Der Hausfuchs zeigt keilerlei Scheu, ja kommt sogar noch auf uns zu wie ein Hund der Leckerlies erwartet. Wenn wir nicht von seiner Existenz gewusst hätten, dann wäre wohl ein wenig mehr Panik bei soviel Zutraulickeit angemessen gewesen. Doch Fuchs muss tun was Fuchs tun muss und wandert weiter auf der Suche nach was Essbaren in den Müleimern dieser verwöhnten Zweibeiner. Ja, da hat Meister Reinecke wohl recht uns ging es wirklich gut an diesem Wochendende. Gut genährt, freigelacht und die Natur in uns aufgesogen kehren wir nach einer weiteren kühlen Harznacht wieder Heim. Schade, daß wir unsere Freunde nicht öfter sehen, aber auch wenn es so selten ist, so ist es doch immer wieder herzlich und vor allem erhlich. In diesem Sinne, bleibt Euren Freundschaften treu und wechselt mal bei der Zubereitung Eurer Speisen den Herd. Guten Hunger beim Austesten und denkt dran: Alles wird gut, solange wir frei bleiben!
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