Freunde am Fluß oder Gorillas im Nebel? – Treffpunkt Bad Karlshafen

2020 geplant, nun endlich eingelöst: Ein Wochenende unter Kumpels in Bad Karlshafen. Wenn man sich im Nachhinein fragt wie so eine Verzögerung von zwei Jahren zustande kommen konnte, dann ploppen viele Dinge auf die dazu geführt haben. Einige, die wir wie die Pandemie zum Beispiel, nicht

Vom Solling in den Reinhardswald.

zu steuern vermochten, die anderen müssen besprochen werden. Zeit genug an diesem Wochenende, aber erstmal muss gepackt werden. Obwohl, viel ist es nicht, was man für solch eine Übernachtung braucht. Grillage, Bierchen, Belag zum Frühstück, fertig! Kumpel Patty ist dieses mal nicht mit seinem T3 unterwegs, sondern wird mit seinem Expdeditionstruck anreisen. Treffpunkt ist Punkt Zwölf am Campingplatz Bad Karlshafen. An diesem Samstag möchte ich

Urig schöner Zwischenstop: Die Krukenburg

aber früher los. Einfach nur fahren und vielleicht dabei etwas entdecken. Zuerst winde ich mich mit Bruno durch den noch nebelverhangenen Solling, jenem Mittelgebirge des Weserberglands, dessen Südausläufer auch nach Hessen und Nordrhein-Westfalen reichen. Diesmal Hessen im Visier geht es durch tiefe Wälder, dann an der Weser entlang und schließlich zur Krukenburg. bzw. dessen Ruine. Ein Vorschlag aus dem Netz, dem ich gefolgt bin und nun versuche anzusteuern. Das Navi schickt mich über Feldwege, die an so manch Passage Bruno zum Syncro werden lassen. Man muss sich doch immer wieder wundern wer so eine Wegführung programmiert. Nichts desto trotz erreiche ich mein erstes Ziel, das zwischen Helmarhausen und der

Nicht ganz geheuer, auf dem Balkon-Gemäuer.

Kolonie Nollendorf, beides Ortsteile von Bad Karlshafen, liegt. Nach einem kurzen Fußmarsch und einem zwei Euro Obolus am Eintritts-Kiosk betrete ich das Areal der Burg, die gleichzeitig Wehr- und Wohnbau war, sowie weltliche und geistliche Macht beherbergte. Ungewöhnlich auch die Anordnung der Gemäuer. Inmitten der Burganlage steht ein, wie ich lese, ab 1107 errichteter Kirchenbau, dessen Grundriss in Form eines Kreuzes um einen Rundbau von über 13 Meter Durchmesser gebildet wird. Der Bau folgte dem Vorbild der Grabeskirche in Jerusalem. Die Pläne dazu soll einer der

Weitblick mit Zielerfassung.

ersten Äbte des Klosters von einer Jerusalem-Wallfahrt um 1030 mitgebracht haben. Sieht immer noch beeindruckend aus, wie ich finde und gönne mir einen Blick vom Bergfried aus. Sowohl vom Balkon in der Mitte auf dem ich mich aber aufgrund meiner Höhenangst irgendwie unwohl fühle, als auch von ganz oben hat man eine sagenhafte Aussicht in Richtung Reinhardswald und auf die Flur des Dreiländerecks. Ein aufblasbares Zelt auf dem Gelände lässt vermuten, dass hier auch Übernachtungen gebucht werden können. Stelle ich mir ziemlich urig vor, wenn man hier abends dann ganz allein ist.
Mit immer noch weichen Knien, geniesse ich den Luxus mich wieder von Bruno tragen zu lassen. Ohne Navi wird einem erstmal bewußt wie einfach es eigentlich ist hier hoch zu fahren, wenn man der

Fahrt durch barocke Gassen.

offiziellen Beschilderung folgt. Pünktlich erreiche ich die nördlichste und am Reisbrett geplante Stadt in Hessen mit ihren wunderschönen, weissen Barockbauten. Noch schnell über die 2019 neu erbaute Weserbrücke und ich sehe schon Patty wartend in seinem LKW sitzen. Schön sich mal wieder in die Arme zu schließen, wohlwissend Zeit miteinander verbringen zu können. Der

Campingplatz Bad Karlshafen ist herrlich, weil direkt an der Weser gelegen, und hat mit seiner 35 jährigen Geschichte viel für Reisende zu bieten. Highlight ist natürlich der Platz direkt am Wasser mit Blick auf den Hugenottenturm, aber auch der große

Ziel erreicht.

Shop, in dem ein Fritz Berger Sortiment integriert ist, als auch die mietbaren Mobilheime und der Kinderspielplatz lassen keine Wünsche offen. Wer möchte kann sich in der Rezeption auch Karten für die bekannte Weser-Therme zum ermäßigten Preis sichern. Schade, daß wir nur so kurz hier sind, denn bei dem Angebot hätte sich ein längerer Aufenthalt mehr als gelohnt. Doch soviel wollen wir heute gar nicht machen. Erstmal ankommen, aufbauen und das erste Bierchen. So wie wir es immer machen. Der Blick auf den Strom beruhigt und lässt uns die vergangene Arbeitswoche

Platz eingenommen.

vergessen. Es gibt wie erwartet viel zu erzählen.

Die Kinder, der Beruf und die Autos füllen inhaltlich die ersten Stunden. Einige Enten scheinen unsere Gespräche auf dem Wasser zu verfolgen. Die Themen entlocken den Schnabeltieren jedoch keinerlei Emotionen, wie auch die Regenschauer, die sich ab und zu über uns ergiessen. Zum Glück finden wir in dem wohnlich ausgebauten Container von Pattys LKW einen trockenen, komfortablen Unterschlupf. Eine längere Sonnenphase will genutzt werden um dem Hafen einen Besuch abzustatten. Der Barockhafen

Hafenidylle

mit Schleuse ist das Herz und der Mittelpunkt der Stadt. 2019 wurde der historische Anlegestelle wieder für den Schiffsbetrieb geöffnet und ist von der Weser aus über diese neue Schleuse befahrbar. Diese Wiederanbindung wurde bei 7,6 mit 5,5 Millionen Euro von der Bundesrepublik Deutschland als „Nationales Projekt des Städtebaus“ gefördert. Beeindruckend dieses historische Baumwerk, dass nun wieder für kleinere Yachten, Sportboote und Kanus zur Verfügung steht. Ein fast schon mediterranes Flair, ja fast wie eine Filmkulisse hier inmitten der hellen Gebäude am Wasserbecken. Ich stelle mir vor wie hier zur Kaiserzeit die Herren mit ihren gezwirbelten Bärten und ihre Damen mit den großen Hüten und uppigen Kleidern flanierten. Mit dem Raddampfer “Kaiser Wilhelm” kann

Geschichte pur…

man in den Sommermonaten übrigens immer noch die Weser befahren. Wunderschön alles, doch man kommt nicht umhin auch zu bemerken,

dass viele Geschäfte trotz all der Pracht und den Investitiionen einfach leerstehen. Schade, denn attraktiver kann es an der noch so jungen Weser kaum sein. Der Hunger treibt uns so langsam zurück zu unseren Fahrzeugen. Schnell ein paar Würstchen auf den Grill und erneut in den immer spassiger werdenden Dialog. Die Enten haben sich inzwischen aus dem Wasser begeben und stehen mit ihren Patschefüßen bettelnd vor uns. Wer kann da schon wiederstehen? Die Brötchen werden geopfert, da

Verpflegung für uns…

sich ein Menschen-Mann durchaus auch von Wurst allein ernähren kann. Aber auch ein Erpel meint es uns nachmachen zu müssen und giert frech nach dem Fleisch in der Pelle. Doch als dann so langsam der Mond am Himmel erscheint und die Weser ihm ein Spiegel bietet, lässt auch das letzte Federvieh ab von uns und es wird ruhig.

Keine Enten, keine Themen, nur einfach dasitzen. Schöne Momente die wir mit in unsere Kojen nehmen. Bei neun Grad Celsius

Verpflegung für die Enten.

muss man sich schon ordentlich einmummeln.

Zum, Glück habe ich ein dickes Daunenbett. Man gut, dass das unsere gefiederten Freunde da Draußen nicht wissen.
Der Durst lässt mich ziemlich früh wach werden. Hab ich es diesmal geschafft? Bin ich Erster? Ein

Nebliges Erwachen.

Blick durch die Scheiben lässt die Vorstellung zerplatzen wie eine Seifenblase. Natürlich ist Patty schon länger wach. Seit Vier sagt er und trinkt gemütlich seinen Kaffee am Truck. Der Mann ist unschlagbar. Nebel liegt im Tal, der alles umschließt und überall Wasserperlen hinterlässt. Richtig schön, doch ohne die passende Kleidung fast

schon grenzwertig. Die Sonne wird es schwer haben heute, denke ich mir und kann mich des Gedankens nicht verwehren, dass die für heute geplante Wanderung zum Weser Skywalk dadurch zum Disaster werden

Nein, keine Gorillas im Nebel! Kumpels beim Wandern!

könnte. Frisch gestärkt durch die noch warmen Brötchen aus dem Camping-Shop machen wir uns auf den drei Kilometer langen Weg zu der Aussichtsplattform. Vielleicht streckenmäßig nicht weit aber die 220 Höhenmeter sind nach dem letzten Abend nicht ganz ohne. Die reizvolle Umgebung hilft uns allerdings ein bißchen. Traumhafte Villlen und der alte Eichenwald den wir passieren sind schon schön anzuschauen. Fast am Ziel erreichen wir den Dreiländerpunkt des Dreiländerecks. Ein Stein, der darauf hinweist, dass wir an dieser Stelle von drei Bundesländern umschlossen sind. Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen geben

Der frühe Vogel hat versagt. Kein Fernblick, nur Nebel.

sich hier ein Stelldichein, doch der Weitblick fehlt. Den soll es ja auf dem Weser-Skywalk geben, jener 2011 auf der östlichsten der sieben Hannoverschen Klippen errichteten, Aussichtsplattform aus Stahl, die sich bis zu 80 m über der Weser erhebt. Der Weg ist ein wenig krackselig, kein Wunder wenn man mit Turnschuhen auf Wanderung geht. Endlich wir haben es geschafft, betreten das Gitter und sehen…nichts! Gar nichts!

Auch auf dem Rückweg war es noch ziemlich verhangen

der Nebel ist so dicht, dass wir die Höhe nur erahnen können, die Weite und die Schönheit uns aber gänzlich verborgen bleibt. Schade, aber man muss sich nicht wundern wenn man an einem nebligen Morgen im Herbst dieses Ziel ansteuert. Der Gang tat und tut aber auch auf dem Rückweg einfach gut. Der mystisch anmutende Wald, die Tautropfen im Bart und die Ruhe, die hier oben noch herrscht, nehmen wir als Erinnerung jedenfalls gerne mit. Wieder im Tal treibt es uns dann bald schon wieder nach Hause. Noch einmal an der Weser entlang fahren, bis der Alltag einem wieder entgegenwinkt. Was bleibt ist die Erkenntnis, dass Bad Karlshafen eine wunderschöne Perle an der Weserkette ist, die sich perfekt dafür eignet Freundschaften zu pflegen und zu erhalten. Möge sie bestehen bleiben und noch viele kleine Abenteuer mit sich bringen!

Ein Kommentar

  • Petra Bohle

    Super Bericht. Kann ich alles nur bestätigen. War selber schon mal mit dem Wohnmobil auf dem Platz, auf der Krukenburg und dem Skywalk, allerdings bei Sonne. Toller Campingplatz nur mit dem WLAN nicht so optimal.

Schreibe einen Kommentar zu Petra Bohle Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert