Routiniert gen Heide – Der 15. Südseecamp-Urlaub per Transporter
Was früher auch dem Bustreffen galt ist nunmehr im 15. Jahr und nach dem Auslaufen der Veranstaltung zu einem reinen Familienurlaub geworden. Gut so, aber eines bleibt: Die Fahrt dorthin muss mit dem Transporter erfolgen.
Nachdem bei ihm einige Tage zuvor noch der Ausgleichsbehälter wegen Wasserverlust ausgewechselt wurde, steht der Reise technisch gesehen nichts mehr im Wege. Als alle Insassen an Bord sind und wir das Startsignal mit dem Satz :”Auf geht die wilde Fahrt!” einläuten, ertönt beim ersten bremsen ein krächzendes, metallisches Geräusch im hinteren Bereich des Wagens. “Das hört sich aber gar nicht gut an!” tönt es eintönig von allen Mitfahrern und mir schiessen die sich daraus resultierenden Szenarien durch den Kopf:
Umsteigen in das Alltagsauto? Dinge aus Platzmangel zurücklassen? Oder doch weiterfahren? Meine Frau behält die nötige Ruhe und schlägt vor zunächst die Werkstatt unseres Vertrauens anzusteuern. Dankenswerter weise checkt der erfahrene Meister alle Räder durch und kann keine Blockaden feststellen. Mit dieser Bestandsaufnahme im Rücken wagen wir die Reise und Bruno zeigt uns eine einwandfreie Autobahn-Performance, auch wenn das Geräusch uns bei geringen Geschwindigkeiten
weiterhin lautstark begleitet. Verdrängen geht ganz gut mit all der Vorfreude im Kopf und so liegt die schönste Zeit des Jahres, der Südsse Camp Urlaub, unmittelbar vor uns.
Lediglich 45 Minuten später als geplant arbeiten wir unsere erste Routine ab: Ein Besuch im American Diner “Miss PeppeR” mit seiner Katzenroboter-Bedienung macht Laune und vor allem pappsatt. Dann die Durchfahrt der Schranke ins Paradies. Als die
Schlüsselumdrehung des Schwedenhauses im Sommarbÿ Feriendorf erfolgt beginnt die Erholung unmittlebar. Jeder richtet sich ein, der wunderbare Blick von der Terasse auf das Biotop wird genossen und das jüngste der Kinder schwärmt bereits schon jetzt von den vielen Spielplätzen auf dem Areal. Diesem Drang folgend starten wir die erste “Checker-Runde” zum Spielplatz direkt am Südsee.
Dieser großzügig angelegte Bereich weiß Kinder über eine lange Zeit zu beschäftigen und ermöglicht es den Eltern mit einem Blick auf das stille Wasser nach der langen Fahrt durchzuatmen. Schon in der Rezeption beim Einchecken war uns eine Urkunde Niedersachsens zur Kinderfreundlichkeit des Camps ins Auge gefallen. Der Grund für uns sich in der 15. Urlaubsversion einmal bewusst mit den Outdoor Spielanlagen des Parks zu beschäftigen. Doch dieser Tag neigt sich leider schon dem Ende. Noch die letzten Sonnenstrahlen auf der Terasse, dann ein wenig Fernsehen im Familienkreis bis die Klappe fällt.
Die Freitagsroutinen greifen. Ein ausgiebiges Frühstück und dann auf in das lang ersehnte Badeparadiess des Südsee Camps. So ungewöhnlich leer wie heute, können wir zumindest alle Attraktionen in Ruhe geniessen. Wellen, Rutschen, Wildwasserbahn. Ein Jahr Abstinenz machen Lust auf dieses feuchte Vergnügen. Nur die familieninterne Wette, in der es darum ging ob hier wieder die leckeren Schwimmbadpommes von einst angeboten werden, wird zum Desaster für den der es gehofft hatte. Schade, aber vielleicht dann 2025, denn ein Schwimmbad ohne Pommes ist wie Herbst ohne Laub. Apropos, das Wetter ist uns hold und absolut typisch für dieses verlängerte Wochenende. Tagsüber leicht
bewölkt und angenehm warm, während es gegen Abend schon empfindlich kühl wird. Noch schnell ein paar Nudeln von gestern und dann zu nächsten Spielplatz. Diesmal zu dem neu Gestalteten am Rand der Pilzwiese. Wo einst ein hölzernes Fort sich dem Himmel entgegenreckte steht nun ein kleinerer Parcour in ansprechender Südsee-Optik mit exotischen Tieren aus recyeltem Kunststoff zum entdecken bereit. Er macht Spaß wie man am Lächeln unseres Kindes und den vielen anderen kleinen Nutzern erkennen kann.
Auch gegenüber lassen das grosse Flugzeug und die Seilbahn keine Langeweile bei den Lütten aufkommen. Ein paar mehr Sitzmöglichkeiten für die Eltern wären noch ganz gut gewesen. Egal, man kann im Urlaub weg von der Büroarbeit ja durchaus auch mal stehen. Währenddessen wandern meine Blicke doch ab und zu rüber zu den Campingflächen um vielleicht doch den ein oder anderen Bus zu erhaschen. Doch Fehlanzeige, nur drei bisher gesichtete T3 auf dem weitläufigen Gelände sind der klägliche Rest vom einst größten Bustreffen
Deutschlands. Als sich der Nachmittag dem Ende neigt wartet das traditionelle Spare-Ribs Essen im Bootsmann auf uns. Für mittlerweile 22,90 € pro Person kann man hier soviel Rippchen essen wie der Körper aufzunehmen vermag. Für uns Kult, und wieder mit reichlich nostalgischen Gedanken besetzt. Vor genau 15 Jahren mussten sich die Servicekräfte noch regelrecht mental auf den Anstrum der Busfahrer vorbereiten, die gefühlte Tonnen der schweinischen Köstlichkeit verdrücken konnten. Aber so geht es auch, denn Köstliches Bedarf ja auch immer ein wenig Ruhe zum geniessen. Beim studieren der Tischnachbarn kommt mir der
Mann gegenüber irgendwie bekannt vor. Sicher, es ist Friso Richter, der Kommentator des Camping-Check vom Hessichen Rundfunk. Wir hatten schon am Tag zuvor diesen Verdacht gehegt als uns dieser Typ mit seiner unverkennbaren Stimme überfreundlich aus einem Golfmobil grüsste. Schnell im Handy recherchiert erfahren wir, dass für die Sendung “Mega-Campingpark oder Naturplatz – welches Camping macht mehr Spaß?” gedreht wurde, die ab dem 14.10.2024 in der ARD Mediathek verfügbar ist. Ziemlich unerkannt geniesst der Fernsehstar und sein Kameramann die Köstlichkeiten des Bootsmanns und muss sich dennnoch als wir gehen den Spruch “Grüss mirt mal dein Wohnmobil, die Pamela!” von uns anhören.
Für diesen Samstag haben wir uns vorgenommen das jüngste Kind wieder einmal auf ein Pony zu setzen. Nach der ersten Mahlzeit des Tages marschieren wir zielbewusst zur
Reitanlage um vielleicht gleich oder spätestens Morgen einen Termin dafür zu vereinbaren. Leider Fehlanzeige, denn die Buchung wie man uns erklärt findet ausschließlich nur noch über die App des Südsee Camps statt. Überraschend, denn davon hatten wir in all den Vorabmails überhaupt nichts mitbekommen. Dementsprechend gross ist die Enttäuschung als ich herausfinde, das an diesem, unserem Wochenende kein
einziger Termin mehr frei ist. Zimindest noch den Spielplatz vor Ort mitgenommen. Dennoch, Ersatz muss her und ist schnell gefunden. Es geht direkt in den Kletterpark auf dem sich die beiden Kinder mit ihrem Altersabstand von 10 Jahren auf dem untersten Parcours gegenseitig supporten sollen. Schön mit anzuschauen wie die Kleine diesen erstaunlich gut bewältigt, die Grosse ihre leichte Höhenangst überwindet und mit einem guten Durchlauf der Schwester dabei noch zur Hand geht. Ein echtes Team-Erlebnis und Stoff für Erinnerungen,
sowie lebhafte Träume. Nach einem Stück von Omas Kuchen, geht es mit der Spielplatztesterin weiter auf Tour. Drei Plätze fehlen noch – Zunächst der eine am Rande des Feriendorfes mit langer Rutsche und Klettergerüst, der andere inklusive Turm auf dem Platz Sommerland. Kalkulierbarer Zeitvertreib für die Kleinsten der bei gutem Wetter die Indoor Spielhalle “Piratennest” fast nebensächlich erscheinen lässt.
Eine Auswahl die eben seinesgleichen sucht in der Campingplatzwelt. Ein Besuch im Souvenir-Shop, ein paar Dinge aus dem renovierten Lebensmittelmarkt, dann wieder Ruhe in der Sessellounge des Insel-Restaurants direkt am See. Bei Bierchen, Cocktails, Kaffee, Eis und direktem Blick auf den See, lässt es sich mehr als gut aushalten. Gegen Abend knurren dann doch wieder die Mägen und verlangen damit auch ihre Art und Weise nach demtraditionellen Racelette-Essen.
Konditionierung nennt man das dann wohl. Gemütlicher geht eigentlich kaum – Während Draußen die Temperatur langsam unter 10 Grad sinkt, steigt die Stimmung im Holzhaus beim essen, lachen und spielen zusehends. Zum Glück bleiben wir von der sonst so feierwütigen Nachbarschaft der Vorjahre dieses mal verschont. Vielleicht ist es das Wetter, vielleicht hat unser Feeback der Vorjahre aber auch die Umsetzung der Nachtruhe durch den Nachtwächter wieder etwas stärker in Fokus gerückt. So knicken wir
routiniert die Leuchtstäbe zu wunderbaren Formen und überspielen damit das an Langweiligkeit kaum zu überbietende Comeback des früheren TV Total Moderators. Auf unsee Art und Weise wie immer ein schöner Abschluss. Am Ende des Abends mischt sich dennoch ein wenig Wehmut in die Seeligkeit. Mit den immer gleichen Worten “Ein Wochenende, dass dann doch immer zu schnell wieder vorbei ist, oder?” verabschieden wir uns in die Nachtruhe um am nächsten Tag pünktlich um 10:00 Uhr das Haus zu räumen. Ein Besuch des in der Nähe befindlichen Heide Park soll den Trennungsschmerz lindern. Tschüß, du Paradies für Kinder und somit auch für Erwaschsene. Südsse-Camp wir bleiben dir treu, solange uns die Pneus des Transporters tragen. Ausgabe 16 ist gebucht.