Aus Freude am Treffen – Das Bulli Summer Festival
Wir sind spät dran und nur mit der Hälfte des eigentlich gesetzten Teams für das Bulli Summer Festival auf dem Weg nach Wolfsburg. Spät, weil schon Freitag,
bilden wird die Nachhut unserer kleinen Bulligemeinde, welche sich bereits seit Donnerstag auf dem Jubiläums-Event tummelt. Ich bin vor Vorfreude ganz hibbelig und lasse beim Anblick der überfüllten Waschstrasse unseren Bulli ungewaschen auf die Bahn. Eigentlich ein “No Go” zu so einem solchen Festakt ungewaschen zu fahren. Egal, der Drang so schnell als möglich dort zu sein überwiegt. Schnell heisst für Bulli Bruno knapp zwei Stunden für 137 Kilometer. Kein Problem, denn wenn ich in diesem Auto sitze fühle ich mich einfach nur unendlich gut und dieser Zustand kann ruhig etwas länger dauern. Wir passieren gegen 14:00 Uhr das Ortsschild von Wolfsburg. Eine Stadt, dessen Hauptarbeitgeber zur Zeit wohl an Medienpräsenz kaum zu überbieten ist, dieses
Wochenende aber Inititator eines durchaus freudigen Ereignisses darstellt. Das Bulli Summer Festival lockt zum 70 jährigen Bestehen des Kult-Transporter um die 1000 Fahrzeuge dieser Sorte in den Allerpark. Unser Stellplatz und Ziel befindet sich in Sektor B, einem Rasenplatz unter halbhohen aber gut tragenden Obstbäumen. Kumpel Patty hat es sich dort schon mit Johanna, Chris und Sohn Emil aus Hamburg gemütlich gemacht. Immer unglaublich schön diese Menschen nach Wochen wiederzusehen. Schon fast familiär. Bruno passt perfekt in die freigehaltene Lücke und bildet zusammen mit den anderen beiden Bullis eine echte Wagenburg. Das Wetter ist gut, das
Lager für uns schnell eingerichtet. Fiamma Markise ausgezogen, Fritz-Berger-Sessel ausgeklappt und einem chilligen Wochenende steht nichts mehr im Weg. Ein erster Ausflug über das Festival-Gelände macht Laune, denn am Ufer der Allersees und dessen Sandstrand tummeln sich viele Händler, Aktionsstände, Street-Food-Trucks und wunderschöne VW-Busse mit vielen alten Bekannten. Live Musik hallt von der Bühne und die Menschen um uns herum scheinen alle ein Lächeln auf den Lippen
zu haben. So muss Sommer!
Im Sektor A des Veranstaltungsgeländes finden sich die meisten Fahrzeuge. Hier gibt es für den Fan reihenweise individuelle Liebhaberstücke zu bestaunen. Schade nur das die Kollegen hier auf purem Schotter parken, der wenig reizvoll für diese Art von Camper ist. Eine Hippie-Seele braucht nun mal natürlichen Grund unter den Füssen. Doch fürs erste genug gesehen, wir ziehen den Anblick unseres eigenen motorisierten Gefährten und dessen Annehmlichkeiten körperlich bedingt vor. Die Beine sind ein wenig schwer und der Magen hängt ein wenig tief. Schnell brennt der Grill, die Gespräche werden lauter und der Sonnenuntergang begleitet uns aus einem kurzem aber doch schönen ersten Tag.
Der Morgen beginnt warm, denn die Sonne erhitzt wieder einmal den Backstein in dem wir schlafen. “Verdammt, wir wollten doch im See schwimmen gehen!”, denke ich und falle ohne weitere Maßnahmen dafür zu ergreifen wieder in die Waagerechte. Die Arbeitswoche fordert ihren Tribut.
Nach dem Frühstück meint Petrus die Schleusen öffnen zu müssen. Immer sträker prasselt das Nass auf uns herab. Schade, aber wir wissen zu überbrücken.
Während Bine und Johanna einen Impro-Apfelkuchen zaubern, Chris mit Sohn Emil ins benachbarte Badeland verschwindet, flüchten Patty und ich uns in Dummschwätzerei. Ich habe seit langer Zeit nicht mehr so viel gelacht und bin einfach nur froh hier zu sein. Wir scheinen den Regen dann doch mit unserem Gelächter vetrieben zu haben und können nun auch wieder das offizielle Rahmenprogramm geniessen. Auch am letzten Abend an der Feuertonne merke ich, wie ich das hier für mein Seelenheil brauche. Die Autos sind schönes Beiwerk zu tollen Menschen, die einem für ein Wochenende vieles da
draußen vergessen lassen. Als ich mich in Brunos Bauch in die Embrionalstellung begebe und ein paar liebevolle Worte mit meiner Bine wechsle merke ich sie wieder diese viel zitierte Freiheit.
Am Morgen holen Chris und ich nach was wir am Vortag verpasst haben. Wir tauchen ab in den 29ha grossen Badesee. Genau das hat es gebraucht. Ein paar frische Brötchen und der Plan sich bald wiederzusehen runden diesen Morgen sauber ab.
Der Konvoi von 350 VW-Bussen nach Hannover in ihr “Mutterschiff” muss leider ohne uns stattfinden. Die Plätze waren zu schnell ausgebucht. Dennoch wird unsere Heimfaht mit Patty im Konvoi ein unvergessliches Erlebnis, denn die Menschen, welche auf das eigentliche Highlight warten winken auch uns schon zu. Hier zeigt sich wieviel Liebe diesem Fahrzeug und dem damit verbundenen Lebensgefühl entgengebracht wird. Ein schöner Abschluß für ein gelungenes Busfest.